„Als meine Mutter in diese Schule ging, nannte man das Gebäude „Blaue Schule“. Das war vor 90 Jahren“, erfuhren die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8d von Herrn Reinhard Müller, der als einstiger Schüler unserer Schule und engagiertes Mitglied des Bürgervereins Waldstraßenviertel am 30. Januar 2018 einer Einladung unseres Klassenlehrers Herrn Wittwika in den Ethikunterricht gefolgt war, um über seine Kindheit und Jugend zu sprechen.
„Blaue Schule“ – nicht von ungefähr kam diese Bezeichnung, denn die Fassadenfarbe der „43.“ war tatsächlich früher in einem hellen Blauton gehalten.
Eine Stecknadel hätte man fallen hören können, als Herr Müller mit uns auf Zeitreise in die Vergangenheit unseres Schulgebäudes ging, das mit Fug und Recht von sich behaupten kann, eines der geschichtsträchtigsten der Messestadt zu sein. Mit Spannung folgten wir den Erzählungen aus seiner Kindheit und Jugend, die er in den 50er und 60er Jahren im Waldstraßenviertel rund um das Haus Christianstraße 19 erlebte, dessen Geschichte er überdies detailliert erforscht hat. Dazu vermittelten uns historische Fotos sehr anschaulich ein Bild des früheren Schulalltags.
Fernsehen hatte vor rund 60 Jahren noch nicht in jedem Haushalt Einzug gehalten, das Radio dominierte als Unterhaltungsmedium. Geheizt wurden die Kachelöfen in den Wohnungen mit Briketts, die mühsam die Treppen hochgetragen werden mussten. Die Kinder spielten viel draußen, auch Bücher wurden rege gelesen. Parkplatzprobleme im Viertel kannte man nicht, denn nur wenige Autos prägten das Straßenbild. Rosental, Schwimmstadion oder das 1956 eröffnete „Stadion der Hunderttausend“ prägten die Freizeit.
Ein Höhepunkt des Schullebens war, wenn Radsportler Gustav-Adolf „Täve“ Schur vorbeischaute und sich mit Schülern sogar einen Wettkampf lieferte, den er nicht immer für sich entscheiden konnte. Als er während der Friedensfahrt in den späten 50ern einmal in der Christianstraße mit seinem Rad auf dem holprigen Kopfsteinpflaster stürzte, wurde diese Straße kurz darauf asphaltiert. Diese und andere Geschichten haben uns bewusstgemacht, wie viel Geschichte uns umgibt.
Wir danken Herrn Müller für den spannenden Vortrag mit seinen kurzweiligen Episoden, den er, illustriert mit zahlreichen Aufnahmen, in seiner und unserer Schule gehalten hat. Wir wünschen ihm und seinen Mitstreitern vom Bürgerverein weiterhin viel Erfolg bei ihrer wichtigen Arbeit.
Klasse 8d und Herr Wittwika