Es war tatsächlich ein Spaziergang vor den Osterferien, den wir Schüler der Klasse 6c in die Leipziger Innenstadt unternahmen.
Anlass bot eigentlich das Hufeisen an der Nikolaikirche, welches wir finden wollten, nachdem wir in einer Leipziger Ortssage von dessen Existenz erfahren hatten. Doch auf unserem Spaziergang kamen wir auch an Leipzigs ältester Schule, einer reinen Knabenschule, der Alten Nikolaischule, vorbei. Dort herrschten schon im 16. Jahrhundert recht strenge Sitten und Schüler bekamen harte Strafen für Ungehorsam.
In der Mädler-Passage lernten wir Herrn Doktor Faust und den Teufel Mephisto kennen. Die beiden müssen in dem ehemaligen mittelalterlichen Wein- und Studentenkeller vor vielen Jahrhunderten ganz schön aufgefallen sein, denn sie ritten auf einem Weinfass auf recht fragwürdige Weise vor den Augen der angetrunkenen Studenten aus diesem Keller nach oben. Bei einem Blick in den heutigen Gaststättenraum des Auerbachkellers entdeckten wir tatsächlich noch dieses sagenumrungene Weinfass, auf dem Faust und der Teufel sitzen. Was daran wohl wahr ist, wissen wir noch nicht so richtig. Oben streichelten wir schnell noch den Fuß vom berühmten Doktor Faust, denn diese Geste soll Glück bringen. Vielleicht hilft dies uns ja bei der nächsten Klassenarbeit zum Thema Sagen???
Auf dem Naschmarkt begegnete uns dann noch ein junger Mann, es war der Student Johann Wolfgang Goethe, der hier in Leipzig mit 16 Jahren ein Studium begann. Leider redete er auf seinem Sockel nicht mit uns, so dass wir ihn nicht fragen konnten, warum er sein Gedicht „ Osterspaziergang“ für uns hinterlassen hat, denn wir müssen dieses Werk auswendig lernen.
Die absolute Sensation auf diesem Stadtrundgang war allerdings der abschließende Abstieg in den Gefängniskeller der Stadt Leipzig, in dem weit über das Mittelalter hinaus die Verurteilten auf ihre Hinrichtung warteten. Diese öffentlichen Schauveranstaltungen auf dem Marktplatz vor dem Alten Rathaus waren ziemlich stark besucht, denn jeder wollte sehen, ob der Henker seine Aufgabe richtig macht.
Etwas gruselig waren die vielen Foltergeräte, die im Keller hingen und standen. Wir wissen nun, was eine Halsgeige, eine Schandmaske, eine Streckbank, ein spanischer Stiefel und ein hölzerner Schandesel ist. Auf Letzterem mussten früher ungehorsame Schüler sitzen, was sehr schmerzhaft war. Deshalb ließen wir ihn auch gern im Museum, denn man weiß ja nie!!!
Für uns war es ein anstrengender Unterrichtsgang, der aber viele neue Informationen brachte.
Als kleine Osternettigkeit verteilten wir an Stadtpassanten unsere zuvor im Kunstunterricht gebastelten Osterküken, worüber sich nicht bloß 6 Polizisten sehr freuten.
Die Schüler der Klasse 6c mit ihrer Deutschlehrerin St. Lieberodt